13 Wochen –
oder: wie wir uns einen Traum verwirklicht haben
Drei Monate Zeit. Gerade hatten wir unsere Wohnung gekündigt, es gab kein zurück mehr. Wir hatten uns gegenseitig verpflichtet, es zu schaffen. Auch wenn es irgendwie wahnwitzig erschien, ein seit 50 Jahren unbewohntes reetgedecktes Denkmal in gerade mal 13 Wochen wieder bewohnbar zu machen. Und auch den Umzug noch in dieser Zeit zu erledigen. Wir hatten also unsere Herausforderung!
Die hat uns mächtig beflügelt. Lange genug hatten wir damit verbracht, Pläne für das Torhaus anzufertigen und „Behördenkram“ zu erledigen. Immerhin hielten wir jetzt unsere Nutzungsgenehmigung für dieses Denkmal in den Händen. Wir hatten abgewogen, welche Auswirkungen die erteilten Auflagen für unsere Pläne bedeuten würden. Und wir hatten uns entschieden: wir packen es an.
13 Wochen, eine Entscheidung und ein klares Ziel. Zugegeben, ein mulmiges Gefühl hatten wir schon, waren wir doch Coaches – und nicht Handwerker. Wir wollten zwar so viel wie möglich bei der Renovierung der ersten Haushälfte selber machen, aber uns war klar, dass wir auf unserem Weg fachkundige Unterstützung brauchen würden.
Wir mussten uns ganz konkret auf unsere eigenen Fähigkeiten besinnen und entscheiden, was wir uns selber zutrauen – und dabei auch Neues lernen – könnten und wollten. Und wo wir klare Grenzen ziehen mussten, um unser Ziel nicht zu gefährden. Für solche Gewerke brauchten wir gezielt Hilfe.
Zu Beginn unserer Arbeiten erwartete uns etwas, das wir aus unseren Coachings mit ambitionierten Klienten kannten: je mehr wir anderen über unseren abgefahrenen Plan erzählten, umso mehr zweifelnde Gesichter und Fragen ernteten wir. Und manch ein verschmitztes Lächeln glaubten wir dabei auch festzustellen. Bedeutete so in etwa: ihr werdet ja sehen, was ihr in DER Zeit tatsächlich schafft. Auch das kannten wir aus unserer Coachingpraxis: sie belächeln dich.
Es kam dann allerdings deutlich anders als die Zitatsequenz Mahatma Gandhis nahe gelegt hätte: niemand ignorierte uns und erst recht niemand bekämpfte uns. Auch nicht der Denkmalschutz. Im Gegenteil: je eindeutiger wir uns ins Zeug legten und unser Ziel verfolgten, umso öfter kamen Menschen aus der Umgebung und immer mehr ganz konkrete Hilfeangebote unserer künftigen Nachbarschaft.
Geräte, Werkzeuge und immer klarer auch tatsächliche aktive Hilfestellung. Und manchmal konnten Firmen sogar fast von einem auf den anderen Tag einspringen, weil sich deren ursprüngliche Planungen kurzfristig zerschlagen hatten.
Eine tolle Erfahrung, zumal aus der Sicht von Coaches. Auch in dieser Hinsicht wollten wir ja in unserem eigenen Torhaus-Instandsetzungs-Projekt wieder einmal ganz konkret erfahren, was wirklich geschieht, wenn wir selber das tun, was wir unseren Klienten nachdrücklich empfehlen: Fang einfach an! Der Rest ergibt sich dann.
Die Wochen vergingen wie im Flug. Wände verputzen, Türsturz anheben, Wasser und Abflüsse neu verlegen, Schlitze stemmen, Kabel ziehen, Fliesen legen, malern und nicht zuletzt: die zugemauerte alte Eingangstür wieder öffnen. Und unsere geliebten Holzdielen verlegen. Und – und – und – … Wir erkannten rasch, dass für das Gelingen unseres Projekts drei Eigenschaften von besonderer Bedeutung sein würden.
Flexibilität
Für unser erstes Ziel kreierten wir nur einen groben Ablauf-Plan. Nicht alle Gewerke bauen unbedingt aufeinander auf. Das erhielt uns die Möglichkeit, die anstehenden Arbeiten auch nach Lust oder persönlicher Tagesform zu erledigen. Oder auf Lieferschwierigkeiten oder Planungsfehler leicht reagieren zu können. Das hat den Spaßfaktor an diesem manchmal ziemlich anstrengenden Tun und die Motivation weiter zu machen stets hoch gehalten.
Auch die innere Offenheit und den Blick für das, was sich „rechts und links“ unseres eigenen Weges an Gelegenheiten, Unterstützung und Hilfe anbot, um unser eigenes Etappenziel rechtzeitig zu erreichen, hat uns bei der Umsetzung stets voran gebracht. Und ebenso unsere aktive Bereitschaft, solche Angebote in unseren eigenen Plan mit aufzunehmen.
Fokus
Dazu gehörte für uns ganz besonders bei auftauchenden Herausforderungen, eine eindeutige Antwort zu formulieren auf die konkrete Frage: Was wollen wir hier genau? Und gleichermaßen zu der Frage: Was lassen wir weg?
Das verband uns folgerichtig im Nu mit der nächsten Frage: Wie wollen wir es machen? – Je klarer hier unsere Antwort ausfiel umso leichter ging es weiter.
Zum Thema Fokus gehörte für uns auch, mehrmals in diesen 13 Wochen innezuhalten. Uns Übersicht über den Stand der noch anstehenden Arbeiten zu verschaffen. Dann sorgten wir für Klarheit zu den Fragen: was davon schaffen wir in unserem Zeitplan? Was muss in den ersten Abschnitt unseres Projekts? Und was können wir auch nach dem Einzug noch erledigen?
Dabei klärte sich jeweils, was davon wir selber leisten konnten oder wollten und wo wir noch Hilfe organisieren mussten, um unser Ziel in der verbleibenden Zeit zu erreichen.
Und für uns war wichtig, behutsam mit der besonderen Fachwerk-Bausubstanz dieses Denkmals umzugehen. Dabei stehen dann nicht alle notwendigen Arbeiten an jedem Tag gleichermaßen im Einklang mit dem (Jahres-)Kreislauf der Natur. Und in einer noch feineren Ebene hinzuspüren und der Frage nachzugehen: Was braucht jetzt das Haus?
Vertrauen
Die dritte Eigenschaft, die unser Vorhaben wesentlich unterstützt hat, war Vertrauen. Ein festes Vertrauen
– aufeinander und in unsere eigenen Fähigkeiten
– in unsere eigene Wachstumsfähigkeit und -bereitschaft
– darauf, dass sich die Dinge auch dann fügen werden, wenn sie nicht wie in unserem Plan vorgesehen abgelaufen sind
– dass die richtigen Materialien und die richtigen Menschen zur jeweils richtigen Zeit am richtigen Ort sein werden, um uns bei der Realisierung unseres Projektes zu helfen.
Und ebenso Vertrauen darauf, dass dieses vermutlich weit über 250 Jahre alte Haus, das schon viel erlebt hat, uns immer wieder zeigen würde, was es braucht, um ein gemütliches Heim für uns selber zu sein und auch noch lange über unsere eigene Zeit hinaus weiterbestehen zu können.
Die drei Hauptqualitäten waren stets eingebettet in das Thema Beständigkeit des Umsetzens.
Beständigkeit
– des täglichen Umsetzens incl. Erholungspausen
– der Anerkennung eigener Leistungs- und Belastungsgrenzen
– des Mutes, immer wieder auch an und über die eigenen Grenzen hinaus zu gehen, um wachsen und neue Erfahrungen und Erkenntnisse gewinnen zu können
– solcher neuen Erfahrungen und Erkenntnisse als Motivator zum Weitermachen
13 Wochen später, auf den Tag genau, hatten wir unser erstes Etappenziel erreicht: die linke Seite des Torhauses war bereitet. Nicht fertig. Wir hatten jedoch alles so weit hergerichtet, dass wir dort wohnen konnten. Küche und Bad funktionierten, Wände waren gestrichen, Fliesen verlegt und der Dielenboden eingebaut, die Möbel standen an Ort und Stelle. Und die bisherige Wohnung war vollständig geräumt und geputzt.
Am letzten Abend der 13. Woche, genau um 18 Uhr, haben wir die bisherige Wohnung unseren Vermietern zurückgegeben. Erschöpft, stolz und sehr, sehr glücklich sind wir anschließend mit unseren beiden Katzen in unser neues Zuhause gefahren und bewohnen nun dieses Torhaus in Kotelow, das uns so sehr angerührt hat: ein reetgedecktes, in dieser Region einmaliges Denkmal aus dem 18. Jahrhundert. Ein gemeinsamer Traum. Wir haben ihn uns verwirklicht.
Und welchen Traum haben Sie sich schon verwirklicht? Oder arbeiten gerade daran, ihn umzusetzen? Welche Hürden haben Sie dabei gemeistert? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Wenn Sie mögen, teilen Sie es hier mit uns und den anderen Leserinnen und Lesern in einem Kommentar. Wir freuen uns sehr darauf.
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Bildnachweis: pixabay.com, privat
Hallo und herzlichen Glückwunsch!
Mein Traum ist ein energetisch magischer Garten. Dieses jahr ins Leben gerufen und täglich am umsetzen ist seit gestern die Gartenlaube regendicht und bald alle dieses Jahr gereiften Früchte eingelagert. 🙂
Hallo Uta,
danke für Deinen Glückwunsch und das Teilen Deines Traumes. Ein energetisch magischer Garten klingt sehr verführerisch-anziehend. Tägliches Umsetzen trifft genau unsere Erfahrung für nachhaltigen Erfolg. Ich stelle mir gerade vor, wie Du fröhlich in Deinem Garten werkelst und die Früchte naschst. Viel Spaß weiterhin und liebe Grüße 🙂
Ihr Lieben,
vor kurzem durfte ich das Ergebnis und die Verwirklichung Eures Traums genauer entdecken und auch bewundern. Gemeinsam habt Ihr ein ganz besonderes Nest und Heim geschaffen!
Dazu gratuliere ich nochmals ganz herzlich.
Ein ganz besonderer Geist ist nun an diesem zentralen Platz in Kotelow eingezogen und das spüren auch die Kotelowianer. So viel nach links und rechts grüßen habe ich Euch noch nie erlebt. Da kommen einmal drei junge Mädels vorbei für einen kurzen Schwatz oder Tausendsassa D., stets die Lösung zu baulichen Problemen wissend und fest zupackend, um zu gucken, was Ihr „Städter“ denn macht und ob Ihr noch etwas braucht.
Ich glaube, Ihr seid angekommen und könnt weitere Coachees nun ganz wunderbar und erfolgreich betreuen.
Ich freue mich schon auf weitere Abenteuer und schÖÖÖÖne Geschichten und Erfolgsberichte aus dem historischen Torhaus Kotelow und überhaupt…
Liebe Freundin aus Berlin, Canada und überhaupt…,
danke für Deine wohltuenden Worte und JA: wir sind hier angekommen, erfreuen uns des wundervollen Blickes auf den Anger (wo sich gestern zum Beispiel direkt vom Sofa aus der herrliche Mondaufgang bewundern ließ) und an den Menschen, die hier in dieser „aussterbenden Region“ leben. Es sollte „aufstrebende Region“ heißen, denn es gibt so viel Schönes hier für alle, die bereit sind, es zu entdecken. Abenteuer LEBEN pur!
Und ein herzhaftes JA auch dafür: wir sind bereit für neue Coachees, die sich auf ihrem Weg professionelle individuelle Unterstützung nehmen wollen. Nur Mut!
Dir wünschen wir viel Freude mit Deinem Blog und weiteren mindestens 200 tollen Artikeln aus Deiner schier unendlichen Vielfalt von Alltags-Blickwinkeln. Eine virtuelle Umarmung dazu 🙂
Buongiorno dal Ticino !
Habt Ihr Euch schon gut eingelebt (mal die Beine ausgestreckt?) in Eurem wunderschönen, mit so viel Engagement und Liebe renovierten, geschichtsträchtigen Haus? Eigentlich ist die Frage überflüssig: das Haus und Ihr beide habt Euch gegenseitig gesucht und gefunden und tragt jetzt wunderbar alles Nötige bei um es gut miteinander zu haben. Und gleichzeitig darf ganz viel hinausstrahlen zu den Nachbarn, ins Dorf, zu Menschen, mit denen Ihr in Mut machenden, aufbauenden Kontakt tretet.
Meine Erfahrung des Ortswechsels in die Berge, Renovation von alten Häusern – ein Jungbrunnen für mich, für uns als Paar und kreisförmige Wellen ins Umland zu neuen Menschen. Bei Euch spüre ich das so toll!
Herzlichen Glückwunsch, weiterhin sprudelnde Energie, gutes Wirken, frohe erste Advents- und Weihnachtszeit im neuen Heim.
Herzlich
Sylvia
Moin, moin, liebe Sylvia,
herzlichen Dank für Deinen mitempfindenden Kommentar. Aus Deiner und Eurer Feder ist er besonders wertvoll, denn mit Eurem wunderbaren Aufbau-Projekt in den Tessiner Bergen blickt Ihr sicher auf manche ähnliche Erfahrungen in den zurückliegenden Jahren. Und habt dabei sicher oft genug selber gespürt, wie sich die Dinge dann zusammenfügen und -finden, wenn es zusammengehört und zusammen passt…
Eine frohe und harmonische Advents- und Weihnachtszeit auch für Euch in Eurem Paradies hoch über den Tälern am Ende des Piansecco wünschen Euch
Yvonne & Winfried